Was können Angehörige tun?

Wenn man mit einem Stalkingfall in seinem Umfeld konfrontiert wird, dann stellt man sich häufig die Frage „Was kann ich tun?“ Man möchte helfen, weiß aber nicht wie. Ganz wichtig ist es, dass man für die betroffene Person da ist. Stalking auszuhalten und sich gegen einen Stalker zu wehren ist psychisch extrem aufreibend und ohne entsprechenden Rückhalt kaum zu schaffen. Hören Sie der betroffenen Person zu, auch wenn das Thema 100 mal angesprochen wird. Für einen Betroffenen gibt es häufig kaum andere Themen, weil sich das Stalking so in das Leben hinein frisst und allem anderen den Raum nimmt. Insbesondere anstehende Gerichtstermine, das Auslaufen einer einstweiligen Anordnung (die immer befristet sind) oder auch erneute Stalkingübergriffe, können den Betroffenen in einen Ausnahmezustand versetzen, in der er dringend jemanden braucht, der für ihn da ist.Helfende Hand
Bedrängen Sie die Person nicht, aber machen Sie deutlich, dass Sie für sie da sind. Bieten Sie, wenn es Ihnen möglich ist, an als Begleitung zu Gerichtsterminen oder Polizeibesuchen mitzugehen. Bei einer Gewaltschutzverhandlung dürften Sie zwar nicht mit im Saal sein, aber allein das Wissen das jemand da ist, wenn man wieder aus dem Saal kommt bzw. dass jemand neben einem Sitzt, während man darauf wartet aufgerufen zu werden, ist sehr tröstlich und kann viel Stärke geben.

Machen Sie der betroffenen Person keine Schuldgefühle! Egal ob der Stalker ein Ex-Partner, ein Mandant, ein Nachbar, ein Kollege usw. ist. Die einzige Person, die für das Stalking verantwortlich ist, ist der Stalker/die Stalkerin. Die meisten Betroffenen machen sich selbst schon genug Schuldgefühle, obwohl das unnötig ist. Wenn dann auch noch das Umfeld mit Fragen wie „Hast Du das nicht vorher gemerkt“ oder „Vielleicht hast Du ihm ja einen Grund gegeben“ ankommt, dann wird es nur noch schwerer, die Situation durchzustehen. Wie gesagt, der einzige der für die Taten verantwortlich ist, ist der Täter!

Weisen Sie die betroffene Person auf mögliche Beratungsangebote hin (eine Auswahl finden Sie hier). Akzeptieren Sie allerdings auch, wenn jemand sich keine Hilfe holen möchte. Man kann jemandem nur helfend zur Seite stehen, den Weg muss die Person allerdings selbst gehen. Sich mit Hilfe von Polizei und Justiz gegen eine Stalker zu wehren ist sehr anstrengend, kräftezehrend und zeitraubend. Nichts geht von heute auf morgen. Wenn jemand dazu nicht bereit ist, dann wird er dem Druck von Vernehmungen, Gerichtsverfahren usw. vielleicht nicht standhalten. Ermutigen Sie, ohne selbst Druck auszuüben.
Auch Sie als Angehöriger können sich natürlich beraten lassen.

Es kommt häufig vor das Stalker Freunde oder Verwandte kontaktieren um so an Informationen zu kommen oder um Druck aufzubauen. Sollte der Täter oder die Täterin Sie kontaktieren, so blocken Sie diesen komplett ab. Sie können nichts erreichen, wenn Sie diesen Kontakt zulassen. Viele Angehörige haben die Hoffnung, dass sie dem Stalker sein Handeln ausreden können. Dies ist nicht möglich. Wenn das Opfer dem Täter schon deutlich gesagt hat, dass es keinen Kontakt wünscht, so wird er garantiert auch nicht auf Dritte hören, die ihm das gleiche noch mal sagen.

Versuchen Sie auch keinesfalls das Problem selbst zu lösen, indem Sie den Stalker kontaktieren, bedrohen oder ähnliches. Wie oben schon geschrieben, reden wird nichts bringen und Drohungen oder ähnliches sind illegal und bringen eher Sie in Schwierigkeiten, als das das Stalking dadurch beendet wird.