Persönliche Sicherheitsmaßnahmen

Wenn man von Stalking betroffen ist, stellt sich neben der Frage nach juristischen Maßnahmen gegen den Täter oder die Täterin, auch die Frage nach der persönlichen Sicherheit und wie man diese schützen kann. Im Folgenden möchte ich hierfür ein paar Maßnahmen nennen, die die persönliche Sicherheit erhöhen können. In manchen Fällen kann es allerdings notwendig sein, sich komplett in Sicherheit zu bringen und die eigene Wohnung und das eigene Umfeld, zumindest temporär, zu verlassen, hierfür stünden z. B. Frauenhäuser zur Verfügung oder man geht vorübergehend zu Verwandten oder Bekannten, die dem Täter nicht bekannt sind. In extremen Fällen wird auch der operative Opferschutz der Polizei tätig, welcher in sogenannten „High Risk“ Fällen Opfer auch vor dem Täter verstecken kann. Dies kommt allerdings sehr selten vor.

Gewohnheiten ändern:
Ändern Sie, nach Möglichkeit, Gewohnheiten die dem Täter bekannt sind oder die er leicht ausspionieren kann, z.B. die Uhrzeit, zu der man das Haus verlässt oder wieder nach Hause kommt, den Weg zur Arbeit, zu Freunden, zur Familie oder ähnliches. Alle Gewohnheiten, die einen leichter zum Ziel eines Übergriffs machen können, sollte man, wenn möglich, ändern. Ein geplanter Übergriff wird so deutlich schwerer.

Überlegen Sie sich klare Notfallpläne:
– Was tun Sie, wenn der Täter in Ihre Wohnung eindringt? Wo können Sie am besten flüchten? Gäbe es die Möglichkeit sich in der Wohnung zu sichern, steht z.B. im Wohnzimmer das Sofa in der Nähe der Tür und ließe es sich schnell als Blockade davor schieben? Gehen Sie durch Ihre Wohnung, sehen Sie sich alle Räume genau an und überlegen Sie sich, was Sie im Notfall sichern könnte.
– Wohin fahren Sie, wenn der Täter Sie mit dem Auto verfolgt? Wo ist die nächste Polizeidienststelle oder der nächste sichere Ort, den man mit einem PKW ansteuern kann?
– Programmieren Sie sämtliche Notfalltelefonnummern (Notruf, Rettungsdienst, örtliche Polizeidienststelle etc.) in Ihr Handy und Festnetztelefon. Im Extremfall kann es sogar unmöglich sein, sich an die 110 zu erinnern.
– Was können Sie unternehmen, wenn der Täter bei Ihrer Arbeitsstelle auftaucht?
Hier finden Sie ein interessantes Video aus den USA, welches eigentlich für Amoklagen gedacht ist. Die Tipps lassen sich aber für jede andere Situation auch übernehmen. Die Sprache des Videos ist englisch, allerdings sind die Bilder selbsterklärend, auch wenn man kein Englisch spricht. Link zum Video

Bei einem Übergriff, Täter siezen und Umstehende gezielt ansprechen:
Sollten Sie vom Täter oder der Täterin auf offener Straße belästigt oder angegriffen werden, so duzen Sie den Täter nicht, sondern sprechen Sie ihn ausschließlich mit „Sie“ an. Ein vertrautes Du bringt unbeteiligte Zeugen schnell zu der Annahme, dass es sich z.B. um einen Beziehungsstreit handelt, was viele Leute hemmt zu helfen. Siezt man den Täter, so wirkt das für Außenstehende distanzierter und führt dazu, dass die Menschen eher helfend eingreifen oder zumindest die Polizei rufen.
Sprechen Sie außerdem Passanten direkt an! Nicht „Kann mir jemand helfen?“ sondern ganz konkret jemanden anschauen und „Helfen SIE mir!“ Es ist leichter sich vor Hilfe zu drücken, wenn man sich einredet, es sind ja noch genug andere da, da wird schon jemand etwas machen. Wird man direkt angesprochen, so fällt es deutlich schwerer einfach nichts zu tun.
Beide Tipps sind natürlich keine Erfolgsgarantien, aber sie erhöhen die Chancen, dass einem geholfen wird!

Taschenalarm zur Abschreckung mitführen
Es gibt kleine Überfallalarme, die man z.B. am Schlüsselbund, der Handtasche, Hose usw. befestigen kann. Im Falle eines Übergriffs kann man diesen Alarm durch ziehen des Sicherheitsstiftes auslösen und so auf sich aufmerksam machen und den Täter möglicherweise in die Flucht schlagen. Wie so ein Taschenalarm funktioniert, können Sie in folgendem Video der Stadt Kassel sehen: Link zum Video

Selbstverteidigungskurs
Ich empfehle einen Kurs der gezielt auf mögliche Angriffsmethoden eingeht, erklärt wie man sich mit Alltagsgegenständen verteidigen kann und der nicht abstrakt, sondern möglichst realitätsnah zeigt, wie man sich gegen einen Angreifer oder eine Angreiferin verteidigen kann. So ein Kurs kann nicht nur helfen sich im Notfall möglicherweise verteidigen zu können, sondern er stärkt außerdem das Selbstvertrauen.

Wohnungssicherung:
Hierfür gibt es diverse Sicherungsmaßnahmen. Die Polizei bietet die Möglichkeit einer kostenlosen, individuellen Beratung. Hierfür kann der Berater auch vorbei kommen und gezielt Tipps zur Sicherung geben. Außerdem können die Beratungsstellen lokale Sicherheitsunternehmen empfehlen, welche zertifiziert sind und hohe Standards erfüllen müssen.
Unter folgendem Link finden Sie mehr Informationen zur Polizeilichen Fachberatung, inklusive Suchfunktion für eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe: Bitte hier klicken